Archive for Dezember 2012

Wieder zuhause…

Wieder zuhause. Weg aus Indien, da wo es so schön warm war, denke ich mir jetzt. Zurück gekommen bin ich nämlich in ein kaltes, verschneites Deutschland, ganz in weiß getaucht. Am Flughafen haben sie dann alle auf mich gewartet: meine Eltern, mein Bruder, mein Patenonkel und seine Frau. Ich hab mich schon sehr gefreut sie wiederzusehen, haben sich mich schließlich auch im Juli alle zum Flughafen gebracht und verabschiedet. Trotzdem war da auch irgendwie das „fernweh“ im Hinterkopf. Die ganzen Menschen die ich dort kennen gelernt habe und mit denen ich noch bis zum letzten Tag etwas gemacht hatte. Raji zum Beispiel: wenn sie mal heiratet will sie ich zu ihrer Hochzeit einladen.

Jetzt zuhause ist es irgendwie wieder anders, und auch irgendwie komisch. Ich denke dass ich erst einmal wieder etwas Zeit brauche, mich hier wieder richtig einzuleben. Die Menschen und die Art und Weise ist nun mal einfach anders als in Indien, Schlangestehen zum Beispiel. Ich darf nicht mehr einfach bis ganz nach vorne drängeln, ohne dass jemand etwas sagt oder mir einen bösen Blick zuwirft, oder sollte es zumindest nicht tun. Aber auch Kleinigkeiten wie der Rechtsverkehr, in Indien fährt man ja (wahrscheinlich wegen der Briten) auf der linken Seite. Jedenfalls sind es viele größere wie auch viele kleinere Dinge, an die ich mich erst einmal wieder gewöhnen oder auch wieder abgewöhnen muss.

Irgendwie wäre ich gerne noch länger dort geblieben, aber so wie es jetzt ist, ist es auch gut. Vielleicht zieht es mich in der Zukunft nochmal dort hin, oder irgendwo anders hin. Ich jedenfalls nehme schöne Erinnerungen und Freundschaften aus meinem Auslandssemester in Indien mit, die ich niemals vergessen werde und niemals vergessen werden will. Und möglicherweise trifft man sich irgendwann nochmal wieder, wer weiß das schon.

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Heute stehe ich kurz vor der Abreise. Meine Sachen sind fast fertig gepackt und ich hoffe, dass ich die 30 kg Gepäck nicht überschreiten werde. In den letzten Monaten habe ich unglaublich viel erlebt, Gutes und Schlechtes. Es ist irgendwie schon ein komisches Gefühl in wenigen Stunden von hier abreisen zu müssen. Viele sind schon vor einigen Tagen oder vor einer Woche abgereist und somit bin ich eine der letzten internationalen Studenten hier, aber auch von den indischen Studenten fahren viele über die Ferien zu ihren Familien nach Hause. Die meisten von ihnen wohnen bis zu 35 Zugstunden von Chennai weg, das ist schon ein ordentliches Stück. Meinen Papierkram konnte ich gestern auch endlich vollständig abgeben, das war auch irgendwie ein seltsames Gefühl. Fertig halt. Heute muss ich mein Zimmer räumen und zum Flughafen fahren. Mein Zimmer bekommt dann eine andere Studentin, vielleicht eine andere internationale Studentin? Mein Mentor meinte einmal zu mir, dass es ihm aus finanziellen Gründen nicht möglich sei, viele seiner Studenten ins Ausland zu schicken, deshalb will er so viele internationale Studenten wie möglich am IIT Madras aufnehmen, damit die indischen Studenten von ihnen etwas die westliche Kultur kennen lernen können.

Ich werde mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge von diesem Ort verabschieden. Mit einem lachenden Auge, weil ich mich natürlich auf Deutschland und mein Zuhause freue, meine Familie und Freunde. Mit einem weinenden Auge, weil ich die Menschen, die ich hier kennen gelernt habe sehr vermissen werde. Natürlich hoffe ich, dass sich sie irgendwann mal wiedersehen oder besuchen kann, aber das kann man heute ja noch nicht sagen. Ich werde die Tage vermissen, an denen man nur bei Gurunath saß und zusammen einen Saft getrunken und gequatscht und getratscht hat, die Tage an denen wir auf Gästelistenplätze (oder auch nicht) in die Clubs von Chennai gegangen sind um uns vom indischen Studentenalltag abzulenken und Spaß zu haben und so unglaublich vieles mehr!

Die Erfahrungen die ich hier gemacht habe möchte ich auf keinen Fall missen! Ich bin sehr froh und dankbar dass es mir möglich war ein Semester am IIT Madras zu leben und zu studieren und es mir so möglich war viel zu erleben. Ich werde bald in das Flugzeug steigen und werde nicht nur einen vollen Koffer mitnehmen, sondern auch Erfahrungen fürs ganze Leben, die ich hier gesammelt habe.

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Wie sieht sieht eigentlich mein Wohnheim aus? Der Frage gehe ich in meinem heutigen Beitrag auf den Grund. Von Juli bis Dezember konnte ich dieses Zimmer mein Heim nennen:

Ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett und Nischen in der Wand. Daraus besteht dieser Raum. Natürlich auch noch aus zwei (mehr oder weniger) Fenstern und zwei Türen. Eine führt auf den Gang im dritten Stock im Innenhof des Sarayu-Hostels, die andere auf einem Balkon in Richtung Mess hinter dem Hostel (da zieht manchmal ein nicht ganz so schöner Geruch hoch). Ansonsten ist es wirklich gut, dass mein Zimmer im obersten Stockwerk ist, da man dort nicht so stark von Moskitos belästigt wird wie im Erdgeschoss.

Das Bad ist ein Raum mit vier Waschbecken, drei Duschen, einer westlichen Toilette, drei typisch indischen Toiletten und zwei Waschsteinen. Ja, Waschsteinen. Ganz richtig. Die halbautomatische Waschmaschine im Waschraum ist nämlich immer kaputt. Keine Ahnung wie, aber irgendwie sind Manche nicht in der Lage sie richtig zu bedienen und brechen regelmäßig die Schalter kaputt. Deswegen bin ich auf die Handwäsche umgestiegen: Wäsche über Nacht einweichen, am nächsten Tag mit der Hand durchkneten und dann mehrmals mit Wasser ausspülen. Klappt auch ganz gut. Und einfacher als sich jedesmal den Schlüssel für den Waschraum von ganz unten zu holen für eine Waschmaschine die dann eh nicht richtig funktioniert. Das Bad wird täglich „gereinigt“, d.h. es wird komplett geflutet, aber mit Abwischen der Waschbecken etc. haben sie es leider nicht so.

Vor dem Hostel ist dann noch ein Bereich um sein Fahrrad abzustellen und direkt neben dem Hostel ist die Mädchen-Mess, in der es Frühstück, Mittagessen, Nachmittags Kaffee, Milch und Tee und Abendessen gibt.

Im folgenden Album habe ich ein paar Fotos hochgeladen in denen ihr Euch das ganze nochmal in Bildern anschauen könnt.

 

Mein Hostel - ein Traum aus Beton

Mein Hostel – ein Traum aus Beton

 

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In meiner letzten Woche in Indien wollte ich nicht nur auf dem Campus verbringen. Also hab ich mich mit Flo auf den Weg nach Mamallapuram gemacht. Dort war ich zwar schon ein Mal, aber an dem Tag hatte ich nicht viel von den Sehenswürdigkeiten gesehen.

Morgens ging es also ganz früh los, um 9 Uhr. Früh für indische Verhältnisse. In Mamallapuram angekommen haben wir uns dann für 250 Rupien für den ganzen Tag einen Scooter gemietet. Um so ein Ding zu mieten muss man hier nicht viel tun, nur seine IIT-ID-Card abgeben und Adresse aufschreiben reicht da schon. Die wollen keinen Führerschein sehen. Zuerst sind wir dann frühstücken gefahren, da ist das „Buddha Café“ eine echt schöne Möglichkeit. Dort werden auch Pancakes und Müsli mit Milch angeboten. Danach ging es erst einmal Sehenswürdigkeiten abklappern, Tempel versteht sich. Davon hat Mamallapuram einige.

Auf dem Weg dorthin haben wir Ravi getroffen, einen Mann, der Figuren aus Marmor schnitzt. Er hat uns erzählt, dass er schon in verschiedenen Ländern unterwegs war, wie Finnland, Deutschland, Schweden und noch viele mehr. Leisten konnte er sich das ganze, weil er einen Freund hat, der ihn zu diesen Reisen eingeladen hatte. Ich fand ihn im Gegensatz zu dem „typischen“ Inder sehr modern und fortschrittlich in dem was er gesagt hatte, wahrscheinlich aus dem Grund dass er schon sehr viel von der Welt gesehen hat.

Nachdem wir uns die eine Tempelanlage angeguckt haben, wollten wir uns eine weitere angucken, nämlich den Küstentempel. Er befindet sich direkt am Strand und wurde Ende des 8. Jahrhunderts unter dem Pallava-König Rajasimha Narasimhavarman II. erbaut und gehört zu den ältesten Steintempeln in Südindien. Mit seinem Tempelturm (Vimana), das sich über dem Heiligtum erhebt, war er prägend für die Entwicklung des Dravida-Stils. In seinem Inneren beherbergt der Tempel einen dem Gott Shiva geweihten Schrein mit einem Linga sowie einen Nebenschrein für den Gott Vishnu, der hier auf der mythischen Schlange Anantaruhend dargestellt ist.Den Überlieferungen zufolge ist der Küstentempel der einzige erhalten gebliebene aus einem Komplex von sieben Tempeln. Der Komplex soll sich über zehn Kilometer entlang der Küste erstreckt haben. Der Tempel, der zwölf Jahrhunderte an seinem küstennahen Standort überdauert hat, wird inzwischen durch eine Einfriedung sowie Wellenbrechern aus Felsbrocken vor der Erosion geschützt. Diese durch die Regierung Indira Gandhis errichteten Blöcke ließen den Tempel den Tsunami vom 26. Dezember 2004 überstehen. Angeguckt haben wir ihn uns leider nicht von Nahem, weil der Eintritt 250 Rupien gekostet hätte. Zum Vergleich: Der Preis für Inder: 10 Rupien.

Anschließend sind wir mit dem Moped in ein Dorf hinter Mamallapuram gefahren und wieder zurück, haben uns dann noch einige Geschäfte angeschaut, sind dann noch Essen gegangen und zum Schluss ging es dann wieder zurück nach Chennai.

Trip nach Mamallapuram

Trip nach Mamallapuram

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Bevor man das IIT verlassen kann muss man sich hier „abmelden“. Das Ganze ist, wie soll es auch anders sein, wieder mit ganz viel Papierkram verbunden. Hier eine Liste wo man überall hin muss:

  • Hostel (in meinem Fall das Sarayu): Hier muss man sich das „No Dues“ – Formular geben lassen, dann muss man sich eine Unterschrift von jemandem abholen, der für die Hostel-Library zuständig ist, eine Unterschrift von der Frau in der Mensa, eine Unterschrift vom Hostel-Warden und ganz zum Schluss muss man sich noch eine Unterschrift vom CCW abholen.
  • Department (Department of Computer Science and Engineering): Eigentlich muss man sich hier folgende Unterschriften für sein „No Dues“-Formular abholen: Department Library, Stores, Hardware Lab, Systems Lab, DCF, Concerned Lab, Faculty Advisor/Guide, Office of Alumni Affairs. Da mein Mentor aber der Dean of Academic Section ist (also ein relativ hohes Tier am IIT Madras) hat er mir gleich alles unterschrieben und mir somit eine riesen Rumrennerei erspart. Danke!
  • Library: Hier muss man hin und sich auch ein „No Dues“-Formular geben lassen und man wird gefragt ob man seine IIT-ID-Card behalten will oder nicht.

Hat man diese 3 Formulare erfolgreich bekommen muss man nun folgendes machen: Eine Kopie muss man zum International Office bringen, die Originale kriegt die Academic Section. Wenn man das nämlich nicht macht bekommt man später sein Transcript of Records nicht zugeschickt!

Und das wars auch schon! Zum Glück ist das nicht ganz so viel Rennerei wie am Anfang.

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Die letzten Tage am IIT Madras sind angebrochen. Der Lernstress der letzten Wochen ist immer noch zu spüren, obwohl ich „nur“ drei Final Exams und einige Abgaben hatte. Am 15.11 war Vorlesungsschluss, ab hieß es: lernen, lernen, lernen…

Also wurden viele Tage im Zimmer verbracht un gelernt. Viele Verantwortliche des IITs haben in der Zeit die Studenten reichlich mit seltsamen eMails versorgt. Inhalte der Mails waren:

  • Energiedrinks sind gefährlich. Letztes Semester soll es 2 Studenten gegeben haben, die nur wegen Energiedrinks 2 Monate lang nicht geschlafen haben. (Ich denke nicht dass man nur mit Hilfe von Energiedrinks 2 Monate lang nicht schlafen kann, da müssen andere Faktoren auch eine Rolle gespielt haben,wie der hohe Lerndruck etc.)
  • Man solle sich immer warm anziehen weil es Abends kalt wird (okay, das stimmt), gesundes und gekochtes Essen zu sich nehmen (ob das Essen in der Mess auf Dauer wirklich gesund ist lasse ich jetzt mal im Raum stehen) und in der Prüfungszeit hitzige Diskussionen vermeiden (aha, warum auch immer)
  • Ausnahmsweise wurde das Internet in diesem Zeitraum den ganzen Tag angelassen, aber auch hier wieder eine Mail: Man solle es doch gewissenhaft benutzen und nicht zu viele Filme schauen.

Bei solchen eMails fühle ich mich eher etwas bemuttert und nicht als erwachsener, selbstständiger Student wahrgenommen. Obwohl man dazu leider sagen muss, dass die meisten Studenten am IIT wirklich diese „bemutternde, strenge Art“ irgendwie noch brauchen, weil sie größtenteils (vor allem die B-Techs) noch nicht wirklich sehr reif und eigenständig sind.

Aber genug davon. Komme ich nun zu einem Resümee der Kurse die ich am IIT belegt habe:

Operating Systems:

Dieser Kurs bringt mir 3 indische Credits ein (=6ECTS). Statt fand er im E-Slot bei Professor Kamakoti. Der Kurs an sich war sehr theoretisch, in den Vorlesung stand Kamakoti an der Tafel und hat sein mit Hand geschriebenes Skript vorgetragen. Manchmal auch ohne Skript. Schon vor dem ersten Quiz habe ich gemerkt, dass hier ganz schön viel theoretisches Wissen abverlangt wird. Vor allem Kenntnisse aus Vorkursen, die ich nicht belegt hatte. Das war sehr schlecht, weil doch Kamakoti selbst mir diesen Kurs vorgeschlagen hat, nachdem ich ihm meine Vorkenntnisse geschildert hatte. Nach Gesprächen mit ihm meinte er, dass „wir das schon packen würden“. Ahja, sehr zuversichtlich. Das 2. Quiz sowie das Final Exam hatten es auch in sich, mal sehen wie letzteres gelaufen ist. Ich weiß jetzt mehr über Betriebssysteme als vorher und der Kurs hat mir schon dabei geholfen ein Betriebssystem und seine Arbeitsweise besser zu verstehen. Ich weiß jetzt was Deadlocks sind, wie sie entstehen, wie sie vermieden werden können und vieles mehr.

Introduction to Database Sytsems:

Der Kurs ist 4 indische Credits Wert, fand im D-Slot statt und der betreuende Professor heißt Kumar. In diesem Kurs wurden mir die Grundlagen von Datenbanken beigebracht. Vom Entity-Relationship-Modell über Relationale Algebra bis hin zu SQL und Query-Optimization. Auch ein sehr theoretischer, aber immerhin mit Power-Point-Präsentation. Zusätzlich dazu gab es Tutorials, die aus nicht benoteten Arbeitszetteln bestand, und ein Assignment. Ziel des Assignments war es, eine relationale Datenbank mit dazugehörigen Spezifikationen, Entity-Relationship-Model zu entwickeln und zum Schluss ein Programm für den Datenbankzugriff zu schreiben. Diese praktische Aufgabe war ein ganz guter Gegenpol zu den theoretischen Vorlesungen.

Marketing Management:

Diesen Kurs fand ich persönlich sehr interessant. Er ist 3 indische Credits wert, fand im G-Slot statt und der Professor hieß Jayachandran. Der Kurs war ein rein theoretischer Kurs ohne zusätzliche Assignments. Er beschäftigte sich mit Marketing-Strategien und dem Management der Marketing-Resourcen einer Firma und deren Vorgehensweisen. Mal etwas ganz anderes als die anderen „Computer Science“-Kurse, die ich gewählt hatte.

 

Im Großen und Ganzen sind die Kurse am IIT Madras reine Vorlesungskurse. Es gibt zwar zusätzlich zu manchen Vorlesungen Labore, aber eben leider nicht zu allen. Und für Medieninformatik-Studenten sieht es da dann nochmal ein Stückchen mauer aus.  Es gibt zum Glück die Möglichkeit Kurse an anderen Departments zu belegen, wie dem Department for Management Studies oder dem Department for Humanity Studies. Hätte ich das ein bisschen früher gewusst oder hätte mir jemand das früher gesagt hätte ich denke ich im Nachhinein etwas andere Kurse gewählt.

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